Mehr Verständnis für das Leben auf der Fernstraße

Lobbyarbeit ist vielen suspekt. Wenn Interessenvertretungen Einblicke in die Herausforderungen eines Gesellschaftsbereiches geben, wird das politische Meinungsbild um eine Perspektive erweitert. Im Juli lud der Verband des Verkehrsgewerbes den Landtagsabgeordneten Jonas Hoffmann zum Austausch bei zwei hiesigen Transportunternehmen ein.

Die Firma Wilhelm Lohmüller in Lörrach ist bekannt durch ihre blauen Autokräne. In dritter Generation führt Frank Lohmüller das Unternehmen, das sich auf Maschinentransporte, Baustellen- und Messelogistik sowie das Krangeschäft spezialisiert. Die Waßmer Transporte GmbH ist seit Januar 2022 neu in Herten zu finden. Der Betrieb von Ehepaar Marco und Tanja Waßmer konzentriert sich als Teil der Transportkette im kombinierten Verkehr unter anderem auf die letzten Meilen von See- und Tankcontainern.

Gemein ist den Unternehmern neben der Leidenschaft für Transport der Ärger über Bürokratie und Logistiker, die keinen eigenen Fuhrpark haben und dafür Subunternehmen beauftragen. Verkehrswende und Klimaschutz begegnen sie als Kettenglied im kombinierten Verkehr mit modernen Fahrzeugen und der Bereitschaft, in neue Antriebe zu investieren. Hierfür wünschen sie sich Orientierungshilfen bei der Wahl des richtigen Antriebssystems.

Wichtigstes Anliegen bei den beiden jeweils 90-minütigen Betriebsbesuchen ist aber etwas anderes: Mehr Verständnis für den Alltag der Fahrer zu schaffen. Offen sprechen die Unternehmer darüber, dass die Personalkosten bei der Preisgestaltung die einzige Variable sind. Gleichzeitig sind hohe Ansprüche an Qualifikation, Sprachkenntnisse und Verlässlichkeit von Fahrern gestellt. Dazu kommen herausfordernde Arbeitsbedingungen, die einer strengen Regulierung unterliegen. Wunsch der Unternehmer ist, dass diese Regeln regelmäßiger kontrolliert werden, damit gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle gelten. Zudem fordern sie bessere Raststätten-Infrastruktur, speziell Parkplätze für LKW an Autobahnen.

In der Summe führt all das, zusammen mit der geringen gesellschaftlichen Wertschätzung für den Fahrerberuf, zu einem handfesten Fachkräfteproblem in der Transportbranche. Unternehmen haben es schwer, Nachwuchs zu gewinnen. Wehrpflichtige mit LKW-Führerschein gibt es nicht mehr. Junge Menschen mit Schulabschluss suchen andere Ausbildungsstellen, wenn sie erst mit 18 den Führerschein machen dürfen. Lohmüller hat deshalb bereits im Ausland rekrutiert. Meistens sind Fahrer Quereinsteiger. Die Wertschätzung für den anspruchsvollen Beruf des Lastfahrers zu erhöhen, halten die Betriebsleiter Waßmer und Lohmüller deshalb für unverzichtbar.

SPD-Verkehrsausschussmitglied Jonas Hoffmann stellt fest: „Wir kennen die Staus am Rheinfelder Zoll. Für den Einblick in den Transportalltag dahinter bin ich sehr dankbar. Mit unserem Verhalten können wir beeinflussen, wie viel Transport wir verursachen. Auf die Verteilung von Gütern kann aber nie ganz verzichtet werden. Dass wir von der Arbeit der LKW-Fahrer täglich im Supermarkt und anderswo profitieren, sollte uns einen Gedanken wert sein.“

Auf Vorschläge der Logistiker zu gesetzlichen Änderungen bemerkt Hoffmann: „Eine Erhöhung der zulässigen Grundgeschwindigkeit von LKW auf Landstraßen von 60 auf 80 Stundenkilometer klingt für mich nach einer diskutablen Idee. Die Folge könnten flüssigerer Verkehr und weniger Ärger über LKW sein. Auch die Forderung einer Einbindung von Sprintern in Überlegungen zur Maut halte ich für sinnvoll. Eine Versplitterung von Transporten, die in mehr Fahrten resultiert, ist mit Blick auf Klimaschutz absolut zu vermeiden.“

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Fotos v.l.n.r.:

  1. Transportunternehmen-Lohmüller: Tobias Lang (Geschäftsführer Verband des Verkehrsgewerbes Baden e.V.), Jonas Hoffmann, Frank Lohmüller (Geschäftsführer Wilhelm Lohmüller GmbH & Co. KG) bei der Übergabe des Maskottchens „Brummi“ des Verbands des Verkehrsgewerbes.
  2. Transportunternehmen-Waßmer: Marco Waßmer (Geschäftsführer Wassmer Transporte GmbH), Jonas Hoffmann, Tanja Waßmer vor einem Lastwagen. Die Firma Waßmer hat 2022 die Firma Rogg übernommen, deren Schriftzug noch auf dem Ableger zu sehen ist.  
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