In den Sommerferien fand das Kennenlerngespräch des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) mit dem neuen Landtagsabgeordneten Jonas Hoffmann (SPD) in Lörrach statt. Themen waren die Coronapandemie und die Auswirkungen auf die Lernentwicklung der Schüler, die Arbeitsbelastungen und die Lehrerversorgung im ländlichen Raum sowie die Digitalisierung. Die Schulkreisvorsitzende des VBE Sonja Dannenberger erklärte zu Beginn die Auswirkungen der Coronapandemie auf die Lernlücken der Schüler. Vom Land sind zwei Förderprogramme vorgesehen, die aber nicht ausreichen, um die Schüler im Lernen zu fördern. „Wichtiger ist, dass die Förderstunden direkt den Schulen zustehen, damit die Schulleitungen darüber entscheiden können. Dafür benötigt man aber mehr Lehrkräfte und die Förderstunden müssen dauerhaft angelegt sein und nicht nur für einen kurzen Zeitraum“, so Dannenberger.
Mit der Coronapandemie stieg auch die Arbeitsbelastung der Schulleitungen enorm. Dannenberger forderte „mehr Leitungszeit für die Schulleitungen sowie bei kleinen Grundschulen Sekretärinnen und Hausmeister, damit die Schulleitung neben der Leitung der Schule und als möglicher Klassenlehrer nicht auch noch die Arbeit der Sekretärin und des Hausmeisters machen muss.“ Es gibt mittlerweile Schulleiter, die ihre Stelle zurückgeben und viele offene Schulleiterstellen werden nicht besetzt, weil es keine Bewerber gibt. Hoffmann, der diese Problematik kennt, schlug daher vor, ähnlich wie in der Schweiz die Schulleitung aufzuteilen auf einen pädagogischen Schulleiter und einen Geschäftsführer für die Verwaltungsaufgaben
Bei den Lehrkräften sieht es ähnlich aus. Auch hier stieg die Belastung, bedingt durch weitere Aufgaben, den wechselnden Unterrichtsformen in der Pandemie und vor allem durch den Lehrermangel. „Diese Belastungen sorgen für Burnouts bei vielen Lehrkräften“, so die stellvertretende Schulkreisvorsitzende Ulrike Mölbert. Die Schulleiter und Vorstandsmitglieder des VBEs Timo Feigl und Henning Zillessen ergänzten, dass die Unterrichtsversorgung für den Pflichtunterricht bei ca. 90 % liegt, der VBE fordert aber seit Jahren eine Lehrerversorgung von 110%, um kurzfristige Ausfälle auch auffangen und den Pflichtunterricht gewährleisten zu können. Jonas Hoffmann teilte die Sorgen des VBE: „Während der Corona-Pandemie gab es einen Zick-Zack-Kurs der ehemaligen Kultusministerin mit immer neuen Änderungen. Zudem wurden die neuen Verordnungen entschieden zu kurzfristig an die Schulen kommuniziert.“
Die Digitalisierung nimmt an den Schulen Fahrt auf, aber die Anrechnungsstunden für die Systembetreuer sind immer noch zu gering. „Für 400 Endgeräte und ein großes Netzwerk gibt es an großen Schulen vier Zeitstunden pro Woche für eine im Digitalbereich nicht ausgebildete Lehrkraft, die dieses zu betreuen hat“, so Timo Feigl. „Der VBE fordert, dass IT-Experten die Schulen bei der Digitalisierung unterstützen und betreuen.“ Mit dieser Forderung traf der VBE einen Nerv bei Jonas Hoffmann, der dies noch weiter ausführte: „In der freien Wirtschaft wäre das aktuelle Verfahren an den Schulen undenkbar. Hier kommt normalerweise auf 50-100Arbeitsplätze ein Vollzeit-IT-Experte“, so Hoffmann. „Wichtig ist, dass die IT-Unterstützung auf Trägerhöhe angesiedelt wird und dies als Standard bei allen Schulträgern gleich umgesetzt wird.“ Henning Zillessen betonte zum Abschluss nochmals die Wichtigkeit der Qualität in der Schule und Jonas Hoffmann teilte diese Forderung: „Je schlechter die Schulen mit Ressourcen und Personal ausgestattet sind, umso schwieriger ist die Chancengleichheit für alle Schüler.“ Jonas Hoffmann dankte den vielen Lehrkräften, die sich weit über alle Maße für ihre Schülerinnen und Schüler engagieren, um ihnen gute Chancen für ihre Zukunft zu ermöglichen.
gez. Sonja Dannenberger, VBE-Schulkreisvorsitzende