Trotz meiner Auszeit (vor einer Woche bin ich Vater einer Tochter geworden) war ich am vergangenen Samstag bei einer Wahnsinns-Tour dabei. Die Tour wurde organisiert von André Huber, SPD-Mitglied und Vorstandsmitglied des Ringer Regionalligisten RG Hausen-Zell. Weiter mit dabei waren 24h Mountainbike-Weltmeister Kai Saaler aus Hasel, die Rümminger Gemeinderätin und SPD-Ortsvereinsvorsitzende im Vorderen Kandertal Juliana Bieg, und Eva Saaler zur Unterstützung.
Station 1: Die Biathlon-Arena hier ist der einzige Bundes-Stützpunkt in dieser Form. Circa 200 Menschen vor allem vom Bundes- und Landeskader trainieren hier. Aufgrund der Pandemie werden für einzelne Leistungsgruppen Zeitslots zur Verfügung gestellt.
Die Anlage wurde aus einer Militär-Einrichtung heraus gebaut, die als Schießstand betrieben wurde. Als Sport- und Biathlon-Stützpunkt wird sie erst seit der Sanierung 2003 verwendet.
Auch hier spielen Schäden durch den Klimawandel und entsprechende Umwelt- und Naturschutzprogramme eine große Rolle. Hinzu kommt der Tourismus.
Rene berichtete uns, dass sie sehr eng zusammenarbeiten mit der Stiftung „Sicherheit im Skisport“, die hier unter anderem an der Nachhaltigkeit arbeitet. Es werden nur regionale Baumbestände herangezogen, vorwiegend mit lokalen Partner zusammengearbeitet und 100 % erneuerbare Energien verwendet.
Es war sehr interessant hier einen Einblick in die Infrastruktur des Vereins, des Sports und der Arena zu erhalten. Dankeschön für das Gespräch!
Station 2 war bei den Elektrizitätswerke Schönau EWS. Das Unternehmen wurde bereits in den 80er Jahren gegründet, als ökologische Energieversorgung noch eigentlich kein Thema war. Zu Beginn als Stromrebellen bekannt, wuchs das Unternehmen über die nächsten Jahrzehnte, und tritt heute als Genossenschaft gegen Atomkraft und Kohlestrom und für die Energiewende, für nachhaltige Energieversorgung, Energiegerechtigkeit und Klimaschutz ein.
Von Sebastian Sladek, Vorstandsmitglied der Genossenschaft @ews_schoenau, erhielten wir eine Führung durch die Räumlichkeiten, unter anderem den Neubau, der vor ungefähr einem Jahr eingeweiht wurde. Er gab uns einen kleinen historischen Überblick, über Anfänge der Investitionen noch vor EEG-Zeiten und sprach auch einen gesellschaftlichen Wandel in den letzten Jahren an, dass Klimaschutz und Energiewende immer mehr ins Bewusstsein der Menschen rücken würde. (Und vor allem ins Bewusstsein der jungen Generation, wie fridaysforfutureloerrach😉). Grünes Wachstum allein würde die Energiewende aber nicht möglich machen, sagt er, es brauche auch einen gesellschaftlichen Reflexionsprozess, in dem wir grundlegend unseren Konsum überdenken.
Auch die Arbeit der Landesregierung und ihre Energiepolitik der letzten 5 Jahre war natürlich ein Thema.
Bei Station 3 haben wir uns bei der Turn- und Festhalle in Hausen mit Vorstandsmitglieder des TV Hausen gesprochen. Die Vorstandsmitglieder Romina Eichin und Kristina Städele berichteten über die Herausforderungen im Ehrenamt und die Schwierigkeiten bei der Suche nach Übungsleitern/innen in den letzten Jahren.
Vor ein paar Tagen hatte ich in der BZ einen Artikel gelesen, wo darüber berichtet wurde, dass wenn sich bis zu den Wahlen im April niemand finden würde für den Vorstand, würde sich der Verein auflösen müssen. Zum Glück haben sie, wie sie gestern sagten, Mitglieder für den Vorstand gefunden, doch die Herausforderung Übungsleiter/innen zu finden, besteht weiter.
Über die letzten Jahre hatte ich die Chance mit vielen verschiedenen, im Ehrenamt tätigen Menschen ins Gespräch zu kommen. So gut wie alle, ob nun Vereine, Fasnacht, Kirchen oder Parteien, stehen vor (fast) den gleichen Problemen, die mit dem gesellschaftlichen Wandel weg vom Alleinverdiener-Haushalt und auch hin zu einem neuen Lebensstil. Sie treffen auf wenig Bereitschaft am Vereinsleben mitzuwirken. Sehr häufig sind es noch die älteren Generationen, die das Vereinsleben als Gemeinschaftsleben wahrnehmen. Doch es wäre schade, wenn mit zunehmend fehlender Bereitschaft Kinder vielleicht nicht mehr in Vereinsstrukturen aufwachsen können.
Ganz wichtig für die Zukunft ist, dass das Ehrenamt und die Arbeit in Vereinen nicht als Dienstleistung angesehen werden. Übungsleiter und Vorstand sind keine Jobs, wovon man leben könnte.
Ein weiterer Lösungsansatz kann sein, dass die Vereine ortsübergreifend untereinander ihre Übungsleiter austauschen und miteinander Fortbildungsangebote organisieren. Auch müssten Arbeitgeber wirklich in die Pflicht genommen werden, ihre Arbeitnehmer nach Regelungen zur Freistellung für die Jugendarbeit freizustellen.
Bei der vierten Station durfte ich einen eher ungewöhnlichen Ort aufsuchen. Wir trafen uns an einem der 60 Pfeiler der Autobahnbrücke über Lörrach mit dem international renommierten Graffiti-Künstler André Morgner, besser bekannt unter seinem Künstlernamen „Boogie“ (@boogiesml). André, der rund um die Welt schon auf den namhaftesten Kunstfestivals riesige Wände gestaltete, lässt auch in Lörrach an der sogenannten Bridge Gallery immer wieder seiner Kreativität freien Lauf. So auch diesen Samstag. Sich als Künstler einer bestimmten Partei zuzuordnen, ist natürlich schwierig, aber gemeinsam die persönliche Einstellung zu einer offenen, bunten und kreativen Weltanschauung zu verdeutlichen und diese in Form von Kunst zum Ausdruck zu bringen, war in diesem Fall der starke gemeinsame Nenner. Mit dem in Regenbogenfarben gestalteten Schriftzug des Künstlers und dem Zusatz „Menschenrechte statt rechte Menschen“ wollte er zum einen auf die Rechte der LGBT-Community aufmerksam machen, sowie eine klare Position gegen Rechts einnehmen. Neben den tausenden von Likes für seine Bilder finden sich auch Bemerkungen, die Rassismus allgemein verurteilen und die Politik der AFD angreifen. Ich war wirklich beeindruckt von seinen künstlerischen Fähigkeiten und froh einen Mitstreiter gefunden zu haben, wenn es darum geht sich für eine offene und bunte Gesellschaft stark zu machen. Ebenfalls gleicher Meinung waren wir uns bei der Absicht, den Standort Bridge Gallery in der Zukunft wieder vermehrt zu stärken und wie in der Vergangenheit, erneut zu versuchen, internationale Künstler nach Lörrach zu holen.
Es war mit eine Ehre!
Unsere letzte Station war bei Herman ze German in Lörrach. Wir beendeten die Tour bei Azadeh Falakshahi und Florian Frey. Seit zwei Jahren ungefähr sind die zwei wieder in Lörrach, zu Beginn mit einem Foodtruck in der Innenstadt und nun mit einem Laden in der Galerie am Alten Markt. Bei Herman Burger und Umami Pommes sprachen wir mit ihnen über das letzte Jahr mit Corona und Brexit in London und Lörrach und die Situation der Gastroszene in Pandemiezeiten.
Sie berichten, dass die Ungewissheit mit Brexit und Pandemie sie schlussendlich dazu bewegt hat, sich aus London zurückzuziehen und alle fünf Läden dort zu schliessen. Zu Beginn des Lockdown letzten Jahres haben sie innerhalb kurzer Zeit ihren Lieferservice auf die Beine gestellt, der in London deutlich anders funktionierte als hier in Lörrach.
„Es war und ist echt anstrengend. 300% arbeiten und 50% Umsatz und dazu keine Vergünstigungen in der Miete oder Zulieferungen“, meinte Azadeh. Doch sie glauben nicht, dass die Gastronomie in der Lörracher Innenstadt so leiden wird. Ihre Erfahrung im Sommer habe gezeigt, dass die Leute kommen. Die täglichen Lieferungen im Sommer habe man an einer Hand abzählen können. Stattdessen seien die Leute persönlich vorbeigekommen.
Und damit ging ein langer aber unglaublich spannender Tag zu Ende! Dankeschön nochmal an @huber.andre für diese unglaubliche Tour! 😁