Auch heute noch legen Verfassungen unsere grundlegenden Freiheiten fest und wird Politik in Parlamenten gemacht. Viele Grundlagen dafür sind in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gelegt worden – auch in Lörrach. Jan Merk, seit Mai Leiter des Dreiländermuseums, und SPD-Politiker Jonas Hoffmann haben im Rahmen eines Kennenlernbesuches auf der Ausstellungs-Baustelle 175 Jahre zurückgeschaut.
Viele kennen die Episoden noch aus dem Geschichtsunterricht: Wiener Kongress – Vormärz – Revolution(en) – Staatsgründung. Der Weg zu mehr Freiheit, Mitbestimmung und einer nationalen Einheit ist lange und von vielen, auch blutigen, Kämpfen geprägt. Auch in und um Lörrach passierte Historisches: Allgemein bekannt sind vor allem die Ausrufung der deutschen Republik in Lörrach durch Gustav Struve und der revolutionäre Heckerzug. Eine neue Ausstellung im Dreiländermuseum widmet sich ab Mitte des Monats der Zeit um 1848/49 und speziell der Freiheitsbewegung.
Wie es sich für das Dreiländermuseum gehört, werden dabei nicht nur der deutsche Blick, sondern auch französische und eidgenössische Aspekte präsentiert. So tritt in der Schweiz 1848 etwa die Bundesverfassung in Kraft und Bern wird als Parlamentssitz festgelegt. In Frankreich entsteht die zweite Republik.
Für Jan Merk ist diese trinationale Perspektive Alleinstellungsmerkmal und Auftrag des Dreiländermuseums zugleich. Gleichzeitig hält er es für unabdingbar, dass sich das Museum laufend neu erfindet. Für ihn muss Museum Wissen und Geschichte diplomatisch, aber mit klarer Aussage vermitteln können. So soll es unterschiedliche Menschen und Gruppen anziehen und gesellschaftlicher Begegnungsort sein.
Ein Begegnungsort dieser Art ist auch der Landtag von Baden-Württemberg. Die Tradition des Parlamentes geht dabei ebenfalls bis ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Seit zwei Jahren ist Jonas Hoffmann Parlamentarier. Als Lörracher mit Interesse an Geschichte flößt ihm das Gespräch über 175 Jahre Demokratiegeschichte zu gleichen Teilen Respekt ein, wie es ihm Mut macht.
Hoffmann mahnt: „Der Kampf für Demokratie und Freiheit ist auch nach über 175 Jahren ungebrochen aktuell. Eine Errungenschaft der Zeit um 1848 ist, dass er heute ohne den Einsatz von Menschenleben, sondern vor allem in den Parlamenten und über die Medien ausgetragen werden kann.“
Dieses Verdienst sieht auch Jan Merk. Er stellt fest: „Menschen müssen sich gegenseitig ernst nehmen und miteinander reden, damit Demokratie funktioniert.“ Um Gespräche und Diskussion zu ermöglichen, wird die neue Ausstellung deshalb von rund 60 Veranstaltungen flankiert, die mit Partnerorganisationen durchgeführt werden.
Die Sonderausstellung „Der Ruf nach Freiheit – Revolution 1848/49 und heute“ ist von 21. September 2023 bis 19. Mai 2024 im Dreiländermuseum zu sehen. Sie startet mit einer Vernissage am 20. September um 18 Uhr.