Der Fensterbaubetrieb MTB Metallbau Berger in Rheinfelden hat sich in der Produktion mit Automatisierung für die Zukunft aufgestellt. Fraglich ist, wie die passenden Fachkräfte gewonnen werden können. Das hat SPD-Politiker Jonas Hoffmann mit den drei Geschäftsführern und Jörg Wiebeck von der Handwerkskammer Freiburg erörtert.
Vater Günter Berger ist positiv gestimmt: Die Auftragslage ist gut. Fenster sind gefragt. Rund 20 Mitarbeitende arbeiten im Betrieb und an den hochmodernen Anlagen. Zudem sind 2022 zwei seiner drei Söhne, Manuel und Michael Berger in die Leitung des seit 1940 bestehenden Betriebes eingestiegen. Am Beispiel des dritten Sohnes zeigt sich aber ein Problem, das den Seniorgeschäftsführer beschäftigt: Dieser ist Fensterbauer-Lehrling. Geprüft wird mit Holz. Die Firma produziert aber Aluminiumfenster.
An zwei Stellen hakt es: Zum einen gibt es das Berufsbild des Metall-Fensterbauers bisher nicht. Das erschwert die Ausbildung. MTB Metallbau Berger kann nur deshalb ausbilden, weil ein Ausbilder neben dem Metallbau- auch den Glasermeister hat. Wenn die Firma ausbildet, zeigt sich – zum anderen – die Schwierigkeit, dass Fensterbauer an den Berufsschulen vor allem im Holzbereich ausgebildet werden.
Günter Berger erklärt: „Der Fensterbau kommt ursprünglich aus dem Holz-Handwerk. Heute sind auch Metall- und Kunststoffrahmen die Regel. In der schulischen Ausbildung spielt das aber bislang eine untergeordnete Rolle, obwohl die Materialien sich in vielem unterscheiden. Eigentlich lernen unsere Auszubildenden somit tendenziell das Falsche – nämlich nur Metallbau. Andere Optionen für die Ausbildung fehlen aber.“
Jörg Wiebeck, Leiter des Fachbereichs Ausbildungsberatung, Lehrlingsrolle und Gesellenprüfung bei der Handwerkskammer Freiburg kennt das Problem. Er moniert, dass die Ausbildung als Metallbauer nicht ganz passgenau für Fensterbauer ist. Er meint: „Der Rahmenausbildungsplan für die Glaser- und Fensterbauerlehre sieht eigentlich eine identische Anzahl an Unterrichtsstunden für Holz- und Metallfenster vor. Nur wird das leider selten an den Schulen so umgesetzt.“
Eine Folge des Dilemmas ist: Viele Kunststoff- und Metallfensterbaufirmen überlegen, welches das richtige Berufsbild für den Nachwuchs ist, das die passenden Lerninhalte umfasst. Auf der anderen Seite kann die Ausbildungsklasse an der Gewerbeschule Freiburg nicht stattfinden, weil zu wenige Auszubildende angemeldet wurden. Und das, obwohl Unternehmen im Fensterbau ausbilden wollen und könnten. Alternativ zu Freiburg ist im Gespräch, ob die Gesellinnen und Gesellen den schulischen Ausbildungsteil in Karlsruhe oder Donaueschingen absolvieren können, respektive müssen.
Eine unbefriedigende Situation, findet auch SPD-Landespolitiker Jonas Hoffmann. Er sieht die grün-schwarze Landesregierung in der Pflicht, mehr in die Beruflichen Schulen zu investieren: „Unsere duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell und weltweit ein Aushängeschild. Wer den Zustand vieler Gewerbeschulen und die knappen Mittel der Landkreise kennt, fragt sich, warum das Land den schulischen Teil unserer Ausbildung so stiefmütterlich behandelt.“
Unter dem Eindruck der modernen Maschinen beim Unternehmen der Familie Berger sieht Hoffmann Strukturen und Produktion gut für die Zukunft aufgestellt. Die getrübten Aussichten beim Blick auf eine passende Ausbildung kann er nachvollziehen: „Eines ist glasklar: Lerninhalte und Übungspraxis in den Schulen müssen zur Realität in den Betrieben passen. Sonst verliert die Ausbildung an Qualität. Es ist Zeit, dass das Land massiv in moderne Ausstattung investiert.“ Zur Frage der Fensterbauausbildung sagt Hoffmann zu, eine Anfrage ans Kultusministerium zu richten.
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Foto (v.l.n.r.): Jonas Hoffmann MdL, Kevin Baumgartner (SPD Rheinfelden), Jörg Wiebeck (Handwerkskammer Freiburg), Dr. Karin Paulsen-Zenke (SPD-Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat Rheinfelden), Michael Berger, Günter Berger, Manuel Berger (alle drei Geschäftsführung MTB Metallbau Berger)