Bildung ist zentral für unseren Wohlstand. Gerade für die Jüngsten braucht es gute Rahmenbedingungen. Was die Politik leisten kann und sollte, diskutieren Landtags-Vizepräsident Daniel Born, Anja Braekow vom Verband der Kitafachkräfte in Baden-Württemberg und SPD-Bundestagskandidat Julian Wiedmann in Rheinfelden.
Die Kita „Annies Laufstall“ ist anders. Zehn Krippen- und 20 Kindergartenkinder werden in einem umgestalteten Wohnhaus auf drei Etagen nach ihren Bedürfnissen betreut. Nicht Kirche oder Kommune sind Träger, sondern ein Trägerverein. Die Nachfrage ist groß. In Rheinfelden fehlen rund 250 Betreuungsplätze. 2010 hat Anja Braekow die Kita gegründet und leitet sie seither.
Zusätzlich ist Braekow auch Mitgründerin und Vorsitzende eines Verbandes, der Kitafachkräften eine Stimme gibt. Der Verband nimmt etwa Stellung zu Gesetzesvorhaben, die die frühkindliche Bildung betreffen und setzt sich für bessere Rahmenbedingungen ein.
Ein Dauerthema ist der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Dass das eine gute Sache ist, darin stimmen Born, Braekow und Wiedmann überein. Aber auch darin, dass er in der aktuellen Ausgestaltung für Fehlanreize sorge. So richten viele Kommunen bevorzugt keine Ganztags-, sondern Gruppen mit Halbtagsbetreuung, sogenannten verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) ein. Denn: So dürfen mehr Kinder betreut werden.
Viele Familien, so Julian Wiedmann, stelle das vor Herausforderungen. Für ihn ist Kinderbetreuung eine der Voraussetzungen, damit berufstätige Eltern gute Arbeit leisten können. Aus seiner Tätigkeit als Gewerkschaftssekretär stellt er fest: „Wir haben einen erhöhten Bedarf an Ganztagsbetreuung, der aktuell nicht bedient werden kann.“
Und Daniel Born, der auch Sprecher der SPD in Baden-Württemberg für frühkindliche Bildung ist, fordert: „Der Rechtsanspruch muss mit einer Zeit hinterlegt sein. Es hilft einer alleinerziehenden Mutter wenig, wenn sie zwar einen Platz bekommt, aber wegen der Betreuungszeiten im Kindergarten nur drei Stunden arbeiten kann. So kann man keine Familie ernähren.“
Für Anja Braekow erschweren auch unterschiedliche Regelungen in den Bundesländern eine flächendeckend gute Kinderbetreuung. So gibt es bisher keine einheitliche Ausbildung, die in allen Ländern anerkannt wird. „Die unterschiedliche Anerkennung sorgt dafür, dass uns Fachkräfte beim Umzug in ein anderes Bundesland verloren gehen“, erklärt Braekow. Sie appelliert, sich für einheitliche Rahmenbedingungen einzusetzen. Zum Beispiel bei vorgegebenen Personalschlüsseln. Denn: „Kinder in Bayern unterscheiden sich nicht wesentlich von Kindern in Brandenburg.“
Für Julian Wiedmann bieten bundeseinheitliche Standards an mehreren Stellen Chancen: „Klarheit, statt 16 unterschiedliche Rahmen. Ein paar weniger Hindernisse für Fachkräfte in Kitas, die sonst für Frustration sorgen. Und vor allem Unterstützung für Familien – und eine hoffentlich schöne und positiv prägende Zeit für die Kinder.“